Samstag, 21. Juni 2008

Texhnolyze - Grobe Interpretation


Texhnolyze ist wohl einer der "reichsten" Animes die ich bisher gesehen habe. Da ich mich erst kürzlich dazu entschlossen habe mir dieses Cyperpunk-Epos erneut anzusehen, wage ich hier eine Interpretation. Natürlich verdirbt man sich die Hälfte des Animes, wenn man sich den Rest dieses Posts durchliest bevor Texhnolyze geschaut zu haben.


Für die erste Häflte des Animes steht vor allem der Konflikt innerhalb der Stadt Lux im Vordergrund. Dieser wird in der zweiten Hälfte dann ausgeweitet. Am besten isoliert man die Fraktionen.
  • Der Organo
So eine Art Mafia/Yakazu Hybrid. Bürokratisch aufgebaut, kontrolliert den grössten Teil von Lux, sowie den Rafia Abbau in Kooperation mit der Oberwelt. Ihr Leiter ist Onishii, welcher bis zum Ende gegen seine Triebe ankämpft, daher halte ich ihn für eine Personifikation der Vernunft. Als solches ist es seine Aufgabe, Lux, die Stadt der Triebe, in Schach zu halten.

  • Die Union
Die Union ist die zweitstärkste Organisation in Lux. Sie baut nicht wie der Organo auf Fähigkeit, sondern auf Rousseau'sche Ideale.

  • Der Lacan
Ich bin kein Lacan-Experte, aber ich denke die Referenz im Namen ist so gemeint, dass der Lacan wie Lux seine Triebe ausleben will. Vermutlich entgeht mir hier noch mehr als beim Rest.

  • Das Dorf Gabe
Gabe ist im Geschehen neutral. Ihre interessen sind primär Ran, die junge Seherin, zu beschützen. Ran bedeutet Chaos auf Japanisch, sollte ich mich nich irren. Alle Mitglieder dieser Fraktion scheinen immer so eine Japanische Fuchsmaske griffbereit zu halten - Was mir als Wapanese leider nichts sagt. ;)
Gabe ist der Oberwelt extrem ähnlich, ihr Determinismus, verkörpert durch Ran, macht sie Handlungsunfähig. Ran ist jedoch gleichzeitig auch die "Stimme der Stadt" welche Onishii wie Sokrates' Daemon einflüstert, was er tun soll.
Ich muss zugeben, dass ich in dieses Chaos keine Ordnung herein bringen kann.

  • Die Klasse
Die Klasse ist schon ein einfacher ein teilbar. Sie bildet mit der Oberfläche zusammen ein Nietzsche'sches Übermensch/Letzter Mensch Paar.
Die Klasse praktizierte im Aristokraten-Stil Inzest, um schlussendlich Kano hervorzubringen. Dieser Jüngling verlockt mit seinem Plan zur Perfektionierung der Menschheit durch Texhnolyzation (Tönt ja wie NGE!) Mitglieder aus allen Fraktionen. Ich denke, die Analogie des Nihilismus, welcher frustrierte Idealisten auffängt passt.
Am Ende sorgt Kano dafür, dass Lux keinen (künstlichen) Tag mehr erfährt, was die Population aller Vernunft beraubt und somit den Prozess des Übermensch-werdens anregen soll. Seine Texhnoylze-Cyborg-Armee verliert bald darauf ihre Mobilität und schlägt wörtlich Wurzeln, um über ihre Existenz nachzudenken.

  • Die Oberwelt
Die Oberwelt ist wieder deutlich Nietzsche-Inspiriert. Als eine "Letzter Mensch" Dystopia fehlt ihnen der Wille zur Macht, sie sind nur noch Schatten welche auf ihren Tod warten, versunken in ihrer Mittelmässigkeit.
Dies war jedoch nicht immer so. Die Oberwelt wurde erst zu dem, was sie ist, durch Massenmord und Deportierung der eigenen Population in die Untergrundstadt Lux. Sie dachten, dass in dieser Hölle aus Gewalt und Verderben schlussendlich eine Gruppe von Übermenschen herausgehen wird. - Was sie davon haben, ist mir noch ein wenig unklar. Vielleicht waren ihre Motive rein altruistisch und sie wollten den Vortbestand der Menschheit sichern?
Tatsächlich scheint auch ein solcher Übermensch aus Lux hervor zugehen: Ichise. Sein Wille zu Überleben stellt alles in den Schatten, auch wenn es ihm an Verständnis fehlt. Er wird darum wohl auch gebeten, an der Oberfläche zu bleiben, was ihn jedoch verständlicherweise anwidert.

  • Rafia
Rafia ist keine Fraktion, aber was soll's.
Aus der Menge der Leichen, welche in Lux begraben wurden entstand Rafia, eine Art Aracanum der Biotechnologie. Rafia ist der "raison d'être" für Lux, die Leute sterben in Massen und das daraus entstehende Rafia wird an die Oberfläche geschickt. Jedoch stellt sich heraus, dass die Oberfläche dies nur noch formal und ohne Grund kauft.


  • Konklusion
Ich habe nicht wirklich eine grossartige Konklusion. Vielleicht, dass der Versuch die "Evolution" des Menschen zu erzwingen Sinnlos ist. Wir sind am Ende auch nur makelhafte Menschen.
Tatsächlich kratze ich immer noch an der Oberfläche in vielen Punkten, und ich habe ebenfalls das Gefühl jemand mit profunderen Japanischen Kulturkentnissen würde diesen Anime ganz anders betrachten. Aber als obligatorischer Post in 2w hält das allemal hin.

Samstag, 7. Juni 2008

Sword of the Stranger

Anime Film; 2007


Hmn, ursprünglich wollte ich ja über Sweeney Todd schreiben, aber habe es mir jetzt kurzfristig anders überlegt.

Sword of the Stranger siedelt im Samurai-Swordplay-Seinen Gebiet an ("Seinen" ist so ein Überbegriff für Anime mit Zielgruppe 18-30 männlich), von welchem ich nur bedingt begeistert bin. Produziert von BONES besticht SotS nicht nur durch wunder prächtige Hintergründe und packende Erzählung, der Film beschäftigt sich auch mit dem Konflikt der Ideologie mit dem Individuum.

Viele "Kamera-Einstellungen" erinnern an westliche Filme, auch so artsy close-ups von einem Insekt zu beginn des Filmes gaben mir schon zu denken. Anime will wirklich international werden. Aber solange die Ersteller nicht vergessen, worin die stärken des Animationsfilm liegen und ihre Wurzeln nicht ignorieren, wird das schon gut gehen.

Die Story scheint ein wenig kitschig. Mysteriöse Schwertkünstler, Chinesen auf Steroids und die Suche nach einem Unsterblichkeitselixir. Die Animation war fliessend, die Kampfszenen durchdacht. Noch nie hätte ich von mir behauptet, nach 1.5h in der Lage zu sein einen Character an seinem Schwertstil zu erkennen. Musik passend; Speziell die letzten Szenen liessen einen starken Eindruck. Soundeffekte bis auf einen total hässlichen Schnitt gen Ende des Filmes überzeugend, noch nie machte so eine stereotypiesche Rammpflock-Meets-Tor Szene soviel Spass. Voice-Acting sagenhaft!

Um zum philosophischen Aspekt des Filmes zurück zukehren: Durch den Film hindurch kommt die Frage auf, ob wir unseren Idealen unbedingt folgen sollten. Diese Problematik wird interessant erweitert: Die schelmischen Chinesen erwarten, dass die biederen Japaner aufgrund ihrer Loyalität zum Ideal handlungsunfähig werden. Mit den zwei darauf folgenden Verräten auf beiden Seiten erlangt das Schlachten an Tiefe. Die Frage nach der Notwendigkeit des Schmerzes zur Existenz gibt dann der Handlung erneut eine weitere Dimension. Schmerz und Vergänglichkeit treiben uns an, das eine wollen wir entgehen, das andere überdauern. Jedoch schliesst das eine das andere scheinbar aus: There's no such thing as a free lunch.

Im Vergleich mit KenshinX fehlt einfach Tomoe Yukishiro - Also eh, die Romanze und Familiendrama, wie es sonst nur im Theater zusehen ist. Auch fehlt mir dieser atypische "Nein, zu dieser Zeit will ich definitiv nicht in Japan leben!"-Eindruck. Aber overall war Sword of a Stranger fesselnd und regt zum nachdenken an.