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Samstag, 14. März 2009

Ich schrieb gerade einen Essay, über ein Hume Zitat.
Here goes nothing.


Der Begriff des Schönen

by yours truly



I.

Schönheit wird immer wieder als eine rein subjektive Wahrnehmung bezeichnet, welche für jedes Individuum anders sein könne. Diese Position zur Aesthetik, der Lehre der (schönen) Sinneswahrnehmung vertrat auch David Hume, ein Englischer Empirist.


Beauty is no quality in things themselves; it exists merely in the mind which contemplates them; and each mind perceives a different beauty.
David Hume --- Of the Standart of Taste


Dies widerspricht der antiken, platonischen Vorstellung der Aesthetik, welche den Menschen die Fähigkeit zuspricht, das Schöne an-sich zu erkennen, also Aussagen über die Schönheit unabhängig des Betrachters zu machen.

Jedoch herrscht oftmals ein Konsensus über die Aesthetik gewisser Dinge --- Wie können wir also trotz Humes These über die Schönheit sprechen?


II.

Um Klarheit über den Begriff der Schönheit zu erhalten, müssen wir ihn in einem ersten Schritt von anderen Begriffen trennen, deren Verwendung unproblematischer erscheint.
Angenommen, eine Person A möchte ihren Gesprächspartner B auf ein bestimmtes Gemälde unter vielen hinweisen. Dabei handelt es sich um das einzig rote Gemälde, sowie das einzige Gemälde, welches A als schön empfindet. In dieser Situation könnte sich A nun auf die Röte oder die Schönheit beziehen.

Die Aussage ``Ich meine das rote Gemälde.'' hebt eine viel ummittelbarere Charakteristik des Gemäldes hervor, welche durch die Physik einfach beschreibbar ist. Es handelt sich dabei um ein Bild, dessen Reflektiertes Licht (überwiegende) eine Wellenlänge in einem Spektrum aufweisst, welches wir als Rot bezeichnen.
Eine solche Rückführung der Schönheit auf eine physikalische Eigenschaft lässt sich für die Schönheit nicht finden, Hume bemerkt richtig, dass die Schönheit nicht in den Dingen an-sich existiert, sondern ihrer Erscheinung zugewiesen werden muss. Diesem Faktum zu trotz, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es B durch die langjährige Bekanntschaft mit A möglich ist, zu wissen, welches Bild A mit ``schön'' bezeichnet. Und somit sehr wohl versteht, was A mit ``schön'' meint.


III.

Dies lässt sich mit Wittgensteins Sprachspiel Theorie der Bedeutung erklären. Die Kernaussage dieser Theorie ist, dass die Bedeutung der Worte von ihre Verwendung in der Sprache, durch eine Sprachgemeinschaft abhängt.

Bezeichnet A also ein Gemälde als schön, dann geschieht diese Aussage zwar rein empirisch, auf Grund der Wahrnehmung. Die Bedeutung des Wortes ``schön'' jedoch ist ein Konsensus der Sprachgemeinschaft für eine solche Wahrnehmung. Es ist also klar, dass er damit kein Bild bezeichnet, welches der Anwendung des Wortes ``schön'' durch seine Sprachgemeinschaft grob widersprechen würde.

Dies muss natürlich auch für den Ausdruck ``rot'' der Fall sein --- Auch hier ist es nicht möglich eine streng gültige Definition der Bezeichnung ``rot'' ausserhalb einer Sprachgemeinschaft zu geben. Was in einer Sprachgemeinschaft als ``rot'' bezeichnet wird, mag vielleicht in einem anderen ``dunkelrot'' bedeuten.


IV.

Die Verwendung des Wortes ``schön'' bleibt jedoch problematisch, nicht nur weil sich Sprachgemeinschaften überlappen, sondern dabei auch widersprechen können. Dadurch, dass sich die Schönheit nicht auf Sachverhalte zurückführen lässt, wie in II. besprochen, ist der Begriff des Schönen besonders veränderungsanfällig.

Somit muss A äusserst vorsichtig sein mit dem Umgang dieses Begriffes, auch wenn Bs Auffassung der Begriffe mit denjenigen As sonst eine stark Korrelation aufweisst --- Beide könnten sich also bezüglich der Farbe Rot einig sein, nicht jedoch der Schönheit. In diesem Falle könnten die beiden versuchen, sich gegenseitig zu erklären, was sie den mit ``schön'' meinen.


V.

Wir müssten also Humes Zitat präzisieren.

Beauty is no quality in things themselves; it exists merely as a word inside a Sprachspiel which attributes a contingent meaning to it; and each language community may attribute different perceptions to it.

Freitag, 16. Januar 2009

Gesagtwerden gemusstes

Irgendwie habe ich immer so halbfertige Entwürfe, welche einfach nicht toll genug sind, halbfertig gepostet zu werden, aber eben gleichzeitig doch Dinge enthalten, welche gesagt werden müssen.

Erstens, ich versuchte hier mal eine Ecriture automatique, die war dann aber zu brisant. Hier jedoch die wirklich drittpersonrelevanten Dinge, im Originalzitat:

[...] Iced Lightning, von RJD2. [...] Es ist reiner Filler. Am Wochenende will ich versuchen ein paar Worte über die jetzige Anime-Season zu verlieren (protip: GAR für Kaiba). [HAHA, WERS GLAUBT. Habe ich natürlich nicht]

Das war's, bezüglich Relevanz.


Jetzt, ein paar total zufällige Links:
Und irgendwie, nichts mehr.

Nein, halt. RIDER!

(Von 4chan)

Wittgenstein und die Memetik

Ich habe mich mit der Memetik beschäftigt. Dabei bin ich primär stolz auf diesen Abschnitt hier:




Wittgenstein und Memetik

In der Memetik existiert jedoch bezüglich der genauen Definition des Mems ein Bruch in "Internalists" und "Externalists". Externalisten versuchen das Mem im Gegenstand oder dem Verhalten zu definieren. Internalisten halten das Mem für etwas, was in unserem Hirn existiert.

Der Disput scheint mir weitaus komplexer, als in der Literatur angenommen. Robert Aunger, ein Internalist beruft sich auf folgendes Gedankenexperiment: (aus The Electric Meme)

Einstein's Tea Party

In 1904, Albert Einstein could frequently be found muttering "E=mc²" as he tramped around his apartment in Bern, Switzerland. After a few days of this, his parrot, Jolly, began squawking "E=mc²", copying the German physicist's tone and inflection exactly. Although Einstein loved the bird's companionship, he found his mimicry often upset his train of thought. He determined to give Jolly a companion, hoping the parrot would pay more attention to a new lady-friend than the scientific discoveries of his human benefactor. So the next day, after finishing at the patent office, he purchased a second parrot, which he called Polly.

By this time, Einstein had stopped muttering "E=mc²". But the amorous Jolly had not. Polly soon learned to imitate Jolly's vocalization perfectly. Einstein hadn't counted on that and was quite annoyed, since now Polly was also interrupting his meditations.

Max Plank visited Einstein's apartment for tea a week later. Einstein was reluctant to discuss his recent work in front of another physicist until it was published. However, as Einstein's maid, Gertrude, came into the room with tea, Plank heard the new parrot saying something. He instantly recognized it as the solution to a problem he had been trying to solve for years. "Yes," Plank exclaimed, "E=mc²!"

Gertrude, just then serving the guest, wondered why he was so excited about the parrot's nonsensical chatter as to nearly upset the tea service.



Rober Aunger bemerkt nun richtig, dass das Mem "E=mc²" mehrmals abgebildet wurde und diese Abbildung wieder von Plank verstanden wurde --- Das ursprüngliche Meme war aus der Abbildung heraus "rückführbar". Dies erinnert an Wittgensteins Tractatus, in dem eben solche Isomorphen Abbildungen diskutiert werden.


4.0141. Dass es eine allgemeine Regel gibt, durch die der Musiker aus der Partitur die Symphonie entnehmen kann, durch welche man aus der Linie auf der Grammophonplatte die Symphonie und nach der ersten Regel wieder die Partitur ableiten kann, darin besteht eben die innere Ähnlichkeit dieser scheinbar so ganz verschiedenen Gebilde. Und jene Regel ist das Gesetz der Projektion, welches die Symphonie in die Notensprache projiziert. Sie ist die Regel der Übersetzung der Notensprache in die Sprache der Grammophonplatte.




Somit ist der Papagei nichts anderes als ein "Projektionsfläche" für das Mem. Er könnte durch ein beliebiges Medium (Notiz, Bemerkung von Gertrude) ersetzt werden.

Sprachgebrauch ist jedoch nicht so simpel, wie es der Tractatus illustriert. Dies wurde Wittgenstein mit seinem Spätwerk klar. Betrachten wir den Unterschied zwischen Gertrude und Plank, ist es offensichtlich, dass "E=mc²" für Gertrude keine Bedeutung hat. Wittgenstein würde dies mit dem Ausdruck Sprachspiel erklären: Max Plank und Einstein spielen das selbe "Physik Sprachspiel", in welchem das Mem "E=mc²" eine Bedeutung erhält. Um also ein Mem erfolgreich aufzunehmen, muss bereits ein gewisses Fundament existieren.

Da Sprache eine Teilmenge aller Meme ist, müssen jene Gedanke, welche Wittgenstein über die Sprache anstellte ebenfalls für die Gesamtheit der Meme gelten. Wörter (\in Meme) erlangen ihre Bedeutung innerhalb der Sprache durch die Benutzung in einem Sprachspiel. Ein Mem kann somit auch nur ein bestimmtes Verhalten sein, welches durch die Benutzung eine Bedeutung erlangt, zum Beispiel eine Form des Grusses --- Es wäre angebracht von einem Memspiel zu sprechen, da es sich um Analogie zum Sprachspiel handelt.

Wollen wir somit die Bedeutung eines Mems erschliessen, kann dies nur innerhalb eines Memspieles geschehen. Das heisst, in dem wir seine Verwendung darin betrachten. Gleichzeitig kann ein Mem jedoch abgebildet werden in ein Symbol.

Dieses Symbol wiederum kann zu einem Mem werden --- Würde Gertrude von ihrem Lebensabschnittspartner Patrick gefragt, wie ihr Tag verlief, könnte sie diese (unverstandene) Zeichenkette zitieren. Patrick könnte diese Zeichenkette nun an seine Freundeskreis weitergeben, etc., ohne diese zu verstehen.

Natürlich, sobald dieses Mem sich zurück in das "Physiker Memspiel" verirrt, weil zum Beispiel Richard Feynman den gleichen Pub frequentiert wie Patrick, würde diesem die ursprüngliche Bedeutung der verwendeten Symbole klar werden. Dies wäre vielleicht sogar der Fall, wenn sich das Mem in der Zwischenzeit verändert hat und nun vielleicht "E=mc²" lauten würde.


Was jedoch auszuschliessen ist, ist das ein Gegenstand ein Mem ist. Wittgenstein präsentiert uns dazu ein Gedankenspiel: (PU)

§41
Im §15 haben wir in die Sprache (8) Eigennamen eingeführt. Nimm nun an, das Werkzeug mit dem Namen "N" sei zerbrochen. A weiss es nicht und gibt dem B das Zeichen "N". Hat dieses Zeichen nun Bedeutung, oder hat es keine?

[...]

Wir können uns aber auch eine Abmachung denken, nach der B, wenn ein Werkzeug zerbrochen ist und A das Zeichen dieses Werkzeugs gibt, als Antwort darauf den Kopf zu schütteln hat. --- Damit, könnte man sagen, ist der Befehl "N", auch wenn dieses Werkzeug nicht mehr existiert, in das Sprachspiel aufgenommen worden, und das Zeichen "N" habe Bedeutung, auch wenn sein Träger zu existieren aufhört.

Genau gleich muss es sich mit Meme verhalten, welche ein Artefakt bezeichnen. Existiert das Artefakt nicht mehr, kann das Mem unabhängig davon weiter existieren.


Somit ist die Debatte der Internalisten und Externalisten jedoch nicht entschieden. Viel eher ist es klar, dass sie nicht als solches gelöst werden kann. Eine Mischform muss verwendet werden, Meme treten in verschiedenen Formen in Erscheinung. Die Frage was dahinter steht, wo genau in unserem Hirn sich ein Mem befindet, ist jedoch nicht auf unserem Stand der Neurologie nicht zu beantworten.

Das Hirn scheint jedoch als Träger eines Replikators optimal, eine grosse Menge von Energie, isoliert von äusseren Einflüssen und Gefüllt mit standardisierten, re-kombinierbaren Elementen (Neuronen). Meme befinden sich somit in einer Symbiose mit den Genen. Die Meme ermöglichen eine höhere Population (Beispiel: Sesshaftigkeit). Die Gene wiederum stellen den Memen ihre Vehikel zu einem gewissen Grad zur Verfügung, die Grenzen dieser Kontrolle sind Gegenstand der Psychologie.