Dienstag, 28. April 2009

Bloggen ist seriöses Geschäft

L’une des seules positions philosophiques cohérentes, c’est la révolte. Elle est un confrontement perpepétuel de l’homme et de sa propre obscurité.
--- Camus
Tatsächlich, das einzige was dieses Philosophenpack gemein hat, ist ihr Meckern. Und auch ich kann es mir nicht verkneifen.

Fick ja, Lenin. Immer relevant.

Wieso so ernst? - Nun, wie alle Endstufenblogger mache ich mir Gedanken nicht nur über mein Bloggen, sondern über die Tätigkeit des Bloggens selbst. Ich habe jedoch so meine Zweifel.

Dass Blogs eigentlich längst zur präferierten Literaturform der Postmoderne aufsteigen sollten, liegt auf der Hand. Hyperlinks, "Pics or it didn't happen" und selbst wenn man Bilder liefert wird noch an der Authentizität gezweifelt, bzw. Fotoladen-Bearbeitung, Person identifizieren sich mit Zeichenfolgen oder gar nicht (Anonymous, Bernd... ) und natürlich das loslösen aus dem traditionellen Umfeld und dessen Werte. Kurz: Ein Ausbrechen in die Unendlichkeit der Blogosphere.

Dieses Ausbrechen aus der Konvention gilt natürlich auch bezüglich dem Inhalt. Müsste ein Blogposting nicht einfach ein YouTube-Video sein können, begleitet von den Worten "Gerade gesehen lol"? Herr Schneider, so ein Grammar-Nazi, würde wohl grillen gehen. --- Und das bringt mich zum nächsten Punkt.
Was ist den schon ein gepflegter Ausdruck im Internet? Es ist ja nicht nur, dass viele Internetzbenützer einen Slang reden, sondern auch die Sprache ganz anders verwenden (grillen gehen = Selbstmord, undso).

Was nun? --- Ich würde ja gerne einen Lösungsvorschlag offerieren, aber ich glaube, so etwas wie ein "Rezept" bezüglich dem Inhalt und Stil eines guten Blog gibt es nicht. Wie es auch keine allgemeinen Regeln bezüglich dem Beschreiben von Papier gibt.

zl;ngl:

Rachemitgefühl

Sympathy for Lady Vengeance, 2005

Was ist Rache? --- Wenn man einer Ungerechtigkeit mit einer weiteren begegnet. Also, ein Rollentausch. Der Täter wird zum Opfer, das Opfer wird zum Täter. Das groteske daran ist natürlich, dass dieser Rollentausch erneut möglich ist (Fehde).
Wie ist dieses Problem zu lösen? Aus Laune denke ich erstmal an die Bibel. Im Alten Testament wird ja noch von "Auge für Auge" gesprochen, aber das ist ja nur Vergeltung, und keine Rache. Explizit um Rache geht es erst wieder im Neuen Testament, genauer Röm12:19, wie folgt:

(14) Segnet, die euch verfolgen; segnet und fluchet nicht.
[...]
(19) Rächet euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Raum. Es steht ja geschrieben: "Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr"
Eine höchst elegante Lösung. Für Christen kommt Nächstenliebe vor Rache. Sünden werden jedoch nicht vergessen, so dürfen die Christen Gott vertrauen, der sich um ihre Rache kümmern wird. Gleichzeitig wird auch noch gesagt, dass er gar keine Rache, sondern nur Vergeltung übt --- Auge um Auge eben, dann beim Jüngsten Gericht o.Ä.
Im "modernen" Staat ist das ja genau gleich. Ich vergelte selbst erstmal gar nichts, und lasse jemanden anders das Vergelten übernehmen. Das ist höchst faszinierend: Der Staat hat das Recht, teile des Rechtes zu missachten, ohne selbst Vergeltung zu fürchten. Ein notwendiges Übel, ja?

Was aber, wenn das nicht genug ist? --- Strafe ist ja nicht nur transzendente Freisprechung des Bestraften von seinen Sünden, sie müsste ja auch einen Psychologischen Komponenten aufweisen. Prävention sowie Korrektion halte ich für eher uninteressant, aber die Genugtuung hingegen fasziniert mich. Wie hart muss eine Strafe ausfallen, dass die Geschädigte Partei Genugtuung erfährt? Ist das überhaupt möglich?


Old Boy Trailer, Amerikanische Version

Dieser Neigung entsprechend mag ich Park Chan-wooks Vegeance Triologie auserordentlich. Wie der Name impliziert, dreht es sich bei diesen drei Filmen (Sympathy for Mr. Vengeance 2002, Old Boy 2003, Sympathy for Lady Vengeance 2005) um Rache. Die Filme sind graphisch extrem explizit, Verstümmlungen, Vergewaltigungen und viel Blut. Aber darum schaue ich es ja nicht. Nein, ich bewundere Parks Kunst als Regisseur. Nicht nur die Cinematographie, auch der Entschluss die gesamte Trilogie in Barock Musik zu hüllen ist ein Fest --- Tarantino-mässig.
Der Erzählstil (wenn man das so nennen kann, bei Filmen) ist oft willentlich inkohärent, Enden mehrdeutig, Charaktere komplex. Nur das Motiv der Rache bleibt.

Mein Favorit ist Oldboy, aufgrund dem Spiel mit den Strukturen und diesem Zwist am Ende. Ich sah mir heute jedoch den letzten Teil, Sympathy for Lady Vengeance erneut an --- Grund dazu war natürlich das überraschte Erlangen der Bluray Version.

Was Lady Vengeance so besonders macht, ist der letzte Abschnitt. In diesem treffen sich 4 Familien, deren Kinder von einem Serientäter umgebracht wurden mit der Protagonistin, welche ebenfalls eine persönliche Fehde gegen diesen Serienmörder und Erpresser namens Beak hat. Herr Beak wird in einem Nebenraum festgehalten (Szene auf dem Bild unten ersichtlich).

Sympathy for Lady Vengeance, 2005

Die Familien werden nun von der Protagonistin Geum-Ja vor die Wahl gestellt, ihre Rache persönlich zu verüben, oder Beak der Polizei auszuliefern. Die Szene ist wirklich ein Meisterwerk. Eine der Familien ist offensichtlich Reich (Golduhr, geschieden), andere leben bescheiden. Ihre Diskussion wird in den Nebenraum per Mikrophon übertragen --- Beak hört also mit.

Die erste Frage welche gestellt wird, ist, ob denn Beak eigene Kinder hätte (Auge für Auge).
Als dies verneint wird, will der Reiche wissen, wofür er dann das Geld wollte, wenn nicht für seine Kinder? --- Antwort, er sparte es einfach.
In einer späteren Szene stecken sämtliche Familien ein wenig beschämt Geum-Ja ihre Kontodaten zu. Genugtuung?
Als nächstes wird an der Polizei gezweifelt, der Vorschlag wird laut, Geum-Ja soll ihn doch töten, weil sie ja bereits Straffählig sei. Es wird abgestimmt, dabei stimmen alle bis auf eine Mutter für die individuelle Rache.
Die Furcht, selbst das Ziel von Gesetzlicher Vergeltung zu werden, ist so gross, dass sie sich darauf einen Pakt zu machen, einen jeden Verräter wiederum zu Rächen.
Sie entscheiden sich dafür, dass jede Familie alleine Beak besucht --- Rache sei etwas privates.

Lady Vengeance, "Wartebank" für die Familien

Das ganze endet Blutig (man beachte den Plastik Blachen im 2. Bild, um das ganze Blut aufzusammeln). Gewisse müssen sogar davon abgehalten werden, Beak zu töten, bevor jede Familie dran kam.

Tönt Grausam, aber Parks Kunst ist es, die Sympathien des Zuschauers gezielt zu lenken. Für eine Szene lang hat man Mitleid mit Beak, und in der Nächsten bereits wünscht man ihm einen grausamen Tod. Park erzeugt ein Rachemitgefühl welches involviert. Immer wieder sehnswert!

Freitag, 24. April 2009

Denkende Läufer

Ich hielt den Menschen ohne den Einsatz seines geschwollenen Schädels nie für kompetitiv in der Natur. Es gibt ja Tiere, die sind schneller oder grösser und stärker, können vielleicht gar fliegen oder Unterwasser atmen... ja, also ich dachte, ich hätte nebst Bipedalität und Daumen nicht so viele spezial Fähigkeiten.
Nachtrag: Dieser Gedanke entspringt scheinbar dem Prometheus-Mythos. Krass.

Das man dann recht Stolz auf seinen Intellekt wird, ist ja klar. Dazu gleich meine Lieblingsstelle aus Hamlet, "What piece of work is man":
I know not--lost all my mirth, forgone all custom of exercises; and indeed it goes so heavily with my disposition that this goodly frame, the earth, seems to me a sterile promontory, this most excellent canopy, the air, look you, this brave o'erhanging firmament, this majestical roof fretted with golden fire, why, it appears no other thing to me than a foul and pestilent congregation of vapours. What piece of work is a man! how noble in reason! how infinite in faculty! in form and moving how express and admirable! in action how like an angel! in apprehension how like a god! the beauty of the world! the paragon of animals! And yet, to me, what is this quintessence of dust? man delights not me: no, nor woman neither, though by your smiling you seem to say so.
---- Hamlet, Akt 2 / Szene 2

Das ist ja recht viel Lob und Melancholie auf die göttliche Auffassungsgabe. Aber seit neuem kenne ich eine weiteres Homo Sapiens flagship killer-feature.

Wir, also die Menschen, seien nicht nur überlegene Denker. Sondern auch die besten Langstreckenläufer bei Sonne! Zu diesem Stücklein Einsicht kam ich dank einem Wired Science Blog, welcher Studienergebnisse erklärte und mich so gekonnt überraschte. Ich könnte also eine Gazelle auch ohne mein Denkfähigkeiten er-jagen, gegeben genug Zeit, Sonne und freies Feld (dh, keine Versteckmöglichkeiten). Nur mit Ausdauer. Ein Löwe kann das zwar auch, aber nur durch Sprinten. Und nach dem Sprint müssen die sich Ausruhen et cetera. Ich hingegen seckle aktiv-erholend weiter.
Der Mensch. Der denkende Läufer.


"LOL Lukas, das ist ja lächerlich!"

Tatsächlich wurden da aber mehrere entmutigende Stimmen laut, nicht nur wird von Seiten B. an meiner Kondition (oder sagt man Fitness?) gezweifelt, so eine Gazelle zu erhaschen, nein, auch an der Relevanz der ganzen Angelegenheit wird Gezweifelt. --- Ignoriere ich aber.

Eigentlich wollte ich mal What-piece-of-work-Stilmässig über die moderne digital Unterhaltung weinen, aber das verkneif ich mir. Nächste Woche will ich mir ein neues Spielzeug kaufen und was darüber schreiben, Vorfreudemysterie total.

Freitag, 17. April 2009

Ritual Research

Ich würde ja über Joe Frawleys Ritual Research schreiben, bin aber reichlich zu spät. Das Album ist, zwar nur als 320kbps mp3, frei erhältlich. Nicht mal mit einem Radiohead - In Rainbows artigem System, bei welchem man selbst soviel bezahlen kann, wie man selber will. Ist das jetzt seltsam? Frawleys Musik besteht ja aus so kleinen Stücklein, welche wohl auch "frei" verfügbar sind.
Nun, dann halt nicht.


"Ist halt so!"

Frawley ist damit ja progressiv. Damit macht er die Gesellschaft, also, deren altes Musikverteilungs-Model kaputt. Toll.
Ich stelle mir vor, in hundert Jahren gibt es keine unpersönlichen Radios mehr.


Nachtrag: Ja, dieser Post ist Filler.

Donnerstag, 2. April 2009

Arial

Hatte auf meinem Desktop spontan genug von DeJaVu Sans, und dieser Orange/Blau Farbkombination. Das Resultat ist... äh, Blau mit einer Blau-Minz-Farbe. Und Arial. Der Blog machte das Arial "upgrade" gleich mit.

Gibt es auch in gross.

Firefox mit diesem RSS-Feed Sidebar Addon ist zwar voll nützlich, aber sieht dafür eher doof aus. Ein Wirrwarr halt, von Tabs und Sidebar... hmnn.

Arial ist nicht gerade ein Novum, so ein Microsoft Relikt --- Aber der Blogger gibt mir keine besonders grosse Auswahl. Nebst Courier, die ich absolut nicht mag, und zwei Serifen (Times und Georgia) gibt es nur Trebuchet (die habe ich aber lokal auf meinem System nicht... ), Verdena und eben Arial.
Wenigstens zwei. Bei den Monospace Schriftarten für Terminals habe ich nebst Terminus noch keine geschickte Schriftart gefunden.


Post-Blog-Addendum: (Addendum heisst doch "Hinzufügung", nicht? Also, ein Beitrag. Aber mein Blog ist doch kein Appendix... ) Sylvain Chauveau macht Musik, ähnelt Deaf Center ein wenig. Find ich gut!